Was ist Gentechnik?

Was man zunächst wissen sollte:

Nahezu jeder Organismus (also jeder Mensch, jedes Tier und jede Pflanze) ist aus Milliarden von einzelnen Zellen aufgebaut. Diese enthalten alle einen Zellkern, der in jeder Zelle die gesamte Erbinformation in Form von DNA enthält (= Erbgut). Die DNA (Desoxyribonucleinsäure) ist in verschiedene Abschnitte gegliedert, diese nennt man Gene. Jedes Gen ist eine Art Code für die Herstellung körpereigener Substanzen (Eiweiße, Enzyme, Hormone etc.), die für bestimmte Merkmale des Organismus verantwortlich sind. Die Codierung der DNA gilt für alle Organismen gleichermaßen, da sie aus den gleichen Stoffen aufgebaut ist.

Der Begriff „genfrei“ - wie er oft falsch verwendet wird - macht deshalb wenig Sinn, da jede Zelle und damit jeder Organismus auf Gene angewiesen ist, da diese das Erscheinungsbild und den gesamten Ablauf von Prozessen im Körper steuern. Korrekt ausgedrückt muss die Forderung jedes Gentechnik-Gegners lauten: „Ich möchte keine gentechnisch veränderten Organismen (GVOs) in der Natur und damit auch nicht auf meinem Teller!“

Im Folgenden soll kurz und verständlich umrissen werden, was Gentechnik im Einzelnen bedeutet.

Die Gentechnik beschäftigt sich mit dem Aufbau und den Möglichkeiten der Veränderung des Erbguts. Man unterscheidet:

  • Die gelbe oder rote Gentechnik: Die Anwendung der Gentechnik in der Medizin zur Entwicklung von diagnostischen und therapeutischen Verfahren und von Arzneimitteln
  • Die graue oder weiße Gentechnik: Die Nutzung gentechnisch veränderter Mikroorganismen zur Herstellung von Enzymen oder Feinchemikalien für industrielle Zwecke, in der Mikrobiologie und der Umweltschutztechnik
  • Die grüne Gentechnik (alternativ: Agro-Gentechnik): Die gezielte Veränderung von Nutzpflanzen durch Einbringen artfremder Gene in deren Erbgut.

Nicht zur Gentechnik zählen: Klassische Züchtungsverfahren, Herstellung von pflanzlichen Hybriden und Klonierung von Organismen (z.B. Ableger bei Pflanzen).

Beispiel für die Nutzung der Gentechnik in der Pflanzenzüchtung:

Die bisher erfolgreichste Methode des Gentransfers bei Pflanzen beruht auf einem in der Natur vorkommenden DNA-Übertragungsmechanismus, bei dem das Bodenbakterium Agrobacterium tumefaciens als Vermittler dient. Dabei wird die Eigenschaft des Bakteriums ausgenutzt eigene Gene in Pflanzen einzubringen, die dann dort auch entsprechende neue Eigenschaften der Pflanze bewirken (in der Regel Tumorbildung). In der Gentechnik werden nun die bakterieneigenen Gene, die eigentlich übertragen werden würden, durch „Wunschgene“ ersetzt, die nun eine vom Menschen bevorzugte Wirkung in der Pflanze hervorrufen (statt Tumorbildung jetzt z.B. Resistenz gegen Schädlinge oder Schädlingsbekämpfungsmittel). Um sicher zu gehen, dass das gewünschte Gen auch in die Pflanze eingebracht wurde, werden zusätzlich noch so genannte „Markergene“ in das Bakterium eingebracht, die nur mit den „Wunschgenen“ zusammen übertragen werden. Dabei handelt es sich meist um Antibiotika-Resistenz-Gene. Durch die Behandlung der veränderten Organismen mit Antibiotika kann überprüft werden, ob die neuen Gene eingebaut wurden. Denn die Pflanzen, bei denen keine DNA-Übertragung stattgefunden hat, sterben im Gegensatz zu den erfolgreich behandelten ab, da sie nicht gegen das Antibiotikum resistent sind. Erfolgreich veränderte Pflanzen nennt man transgene Pflanzen.

Ein Beispiel für genetisch veränderte Pflanzen ist der Mais MON 810 – auch Bt-Mais genannt (nach dem Bodenbakterium Bacillus thuringiensis) – in den ein entsprechendes Gen eingepflanzt wurde, welches die Information zur Herstellung eines Giftes gegen den Schädling „Maiszünsler“ enthält. Somit bekämpft die Pflanze selbst einen ihrer Schädlinge – und leider auch andere Insekten, wie z.B. Schmetterlinge.


Die Risiken der Gentechnik

Freilandversuche mit transgenen Pflanzen sind kaum kontrollierbar: Durch Pollenflug und Bestäubung durch Bienen (die bis zu 3 Kilometer Weg hinter sich legen können) werden die veränderten Erbinformationen weit über die Flurgrenzen hinweg auch auf andere Felder ausgebracht. So können auch Bauern, die sich bewusst gegen Gentechnik entscheiden und konventionell oder biologisch anbauen, sich nicht sicher sein, ob nicht doch veränderte Pflanzen auf ihren Feldern wachsen.

Das größte Risiko stellt sicher die unmögliche Rückholbarkeit von genetisch verändertem Erbgut aus der Natur dar. Sobald sich eine transgene Pflanze mit ihr ähnlichen in der Natur vorkommenden Pflanzen kreuzt, verbreiten sich die „Wunschgene“ auf andere Arten (z.B. Unkräuter) und geben sowohl die Antibiotika-Resistenz als auch alle anderen Merkmale mit. Die Folgen solcher Auskreuzungen vor Natur und Tier – und somit auch für den Menschen – sind schwerlich absehbar. Sollte nach einigen Jahren festgestellt werden, dass GVOs schwerwiegende Folgen für die Natur mit sich bringen, ist es nicht möglich, das bereits verbreitete Erbgut wieder einzuholen.

Die Eröffnung neuer biochemischer Stoffwechselwege durch den Einbau artfremder Gene stellt darüber hinaus eine Gefahr für den Menschen dar, da sie zur Entstehung von Verbindungen führen könnte, die für Mensch und Tier oder andere Pflanzen giftig sind, oder Allergien auslösen. Diese Möglichkeiten sind derzeit weitestgehend unerforscht, aber durchaus vorstellbar. Des Weiteren führt beispielsweise die Einbringung von Herbizidresistenzgenen zu bedenkenloserem Herbizideinsatz auf den Feldern, was wiederum eine größere Menge an Giftstoffen im Ökosystem und auch in der Nahrung bedeutet.

Wenn Sie als Verbraucher Wert darauf legen, dass Gentechnik aus der Landwirtschaft und Ihrer Nahrung fern bleibt:

  • Entscheiden Sie sich dazu, bewusst Produkte einzukaufen, die als „gentechnikfrei“ gekennzeichnet sind!
  • Sprechen Sie Landwirte, bei denen Sie einkaufen darauf an, dass Sie Wert auf unveränderte pflanzliche Nahrungsmittel legen!
  • Informieren Sie sich über die Arbeit von Bündnissen in Ihrer Region, die aktiv gegen Gentechnik vorgehen und unterstützen Sie diese! (Diesen Schritt haben Sie nun bereits getan!)